Nichts demonstriert den Unterschied zwischen humaner Gesellschaft und Barbarei krasser als die Reaktionen auf den Leichenaustausch in beiden Ländern: Trauer um die Opfer hier, Hasstiraden und Triumph dort. Dies sollte man in Erinnerung behalten, wenn man von Israel das nächste Mal „vertrauensbildende Maßnahmen“ und „den ersten Schritt“ fordert. An allen Grenzen, an denen die israelischen Friedenskräfte den Rückzug auf die international anerkannten Grenzen durchgesetzt haben, hat Israel Raketenbeschuss und die Infiltration durch Mordkommandos geerntet. Die Voraussetzung für einen Frieden, den nicht nur die Israelis, sondern auch viele Menschen in der arabischen Nachbarschaft herbeisehnen, ist eine grundlegende Änderung innerhalb dieser arabischen Gesellschaften. Ohne eine grundsätzliche Ablehnung von Mordanschlägen gegen Ziv ili sten – auch gegen „Zionisten“ wie das vierjährige Opfer Samir Kuntars und seines Vaters – ohne die Erkenntnis, das Judenmord kein Freiheitskampf sondern eben nur verabscheuungswürdiger Mord ist, wird es keinen Frieden in der Region geben. Wenn Hisbollah und Hamas ihre Waffen niederlegen, kann es Frieden in der Region geben, wenn Israel die Waffen niederlegt, wird es kein Israel mehr geben. Bis diese Situation sich geändert hat, hat Israel unsere Solidarität verdient, auch wenn es sich mit robusteren Methoden zur Wehr setzen muss, als wir dies im friedlichen Europa gewohnt sind.
Auch im Gazastreifen wurden übrigens in den vergangenen Tagen aus Freude über den Triumph über Israel, wie bereits am 09.11.2001 und während der Intifada nach erfolgreichen Mordanschlägen auf israelische Omnibusse, Süßigkeiten auf den Straßen verteilt. Auch dort existiert eine islamistisch barbarisierte Gesellschaft, repressiv und mörderisch nach innen wie nach außen, deren Machthaber einen weiteren israelischen Soldaten von israelischem Boden in ihre Gewalt gebracht haben. In den Tagen ihrer Machtergreifung im Gazastreifen warf die Hamas – die Gewinner einer demokratischen Wahl, wie ihre Freunde auch hierzulande gerne betonen – ihre politischen Gegner von der Fatah einfach aus dem Fenster, jedenfalls dann, wenn diese hoch genug lagen um deren Tod zu garantierten. Wie solche Leute mit einem jüdischen Gefangenen umgehen, mag man sich nicht konkret ausmalen. Es ist zu hoffen, dass Israel mit seiner Entscheidung einen so hohen Preis zu zahlen, wie gerade geschehen, nicht die Verhandlungen über die Befreiung des Verschleppten Gilead Shalit erschwert und selbst den Preis in die Höhe getrieben hat, den es dort zahlen muss. So wichtig die Rückkehr der beiden Ermordeten aus dem Libanon und Gilead Shalits, der hoffentlich noch am Leben ist, aus dem Gazastreifen für jeden Israeli ist, der ja nicht nur als Soldat Opfer einer derartigen Entführung werden kann, so sehr verlockt diese Bereitschaft natürlich immer neue Terroristen dazu, den Erfolg zu wiederholen.
Im Libanon wird gefeiert. Mit Staatsempfang für Samir Kuntar und Feuerwerk. Süßigkeiten werden an Kinder verteilt und freudehupende Autokorsos fahren durch Beirut. Hisbollah, libanesische Regierung und ein fanatisch aufgestachelter Mob feiern die von Nasrallah versprochenen künftigen Siege. Das darf in der westlichen Welt nicht hingenommen werden!
achgut